Netzgemüse. Aufzucht und Pflege der Generation Internet

  • AutorInnen: Tanja und Johnny Haeusler
  • Goldmann Taschenbuch / München / 2012
  • Fachgebiet:
  • Medienbildung

Rezension:

Auf dieses Buch habe ich lange gewartet. Schön, dass sich Eltern zum Thema Medienkompetenz zu Wort melden!

Das Autorenteam Tanja und Johnny Haeusler, unter anderem bekannt durch ihren Blog spreeblick.com, wendet sich mit ihrem klugen Buch vor allem an Eltern. Offen und entspannt beschreiben sie, wie man Kinder und Jugendliche halbwegs sorgenfrei in die digitale Welt begleiten kann. Für ihre beiden Söhne, zehn und dreizehn Jahre alt, ist das Internet eine Tatsache. Abseits der aufgeregt überzogen geführten Diskussionen um Cybermobbing, Gewalt, Internetsucht und digitale Demenz berichtet „Netzgemüse“ kenntnisreich aus dem Familienalltag. Dabei wird deutlich: Unser Leben, ebenso wie das unserer Kinder, wird vom digitalen Netz wesentlich mitgestaltet. Es ist einfach überall. Keine Verbote und Einschränkungen können daran etwas ändern. Hoffentlich jedenfalls. Schon möglich, dass die eine oder andere Facebook-Party aus dem Ruder läuft, Passwörter gestohlen werden und ja, das Internet hat seine dunklen Seiten. Ist das im realen Leben nicht ebenso?

Verbreitet auch die Ansicht, dass das Internet die Jugend regelrecht verblödet. Auch solche Bücher kann man kaufen. Das Autorenteam von „Netzgemüse“ ist da anderer Meinung. Die gelieferten Belege sind nicht nur sympathisch, sondern auch stichhaltig. Amüsant erzählt, rücken sie anekdotisch das Positive in den Mittelpunkt. Was nicht heißt, dass es auch bei den Haeuslers fallweise Frust, Streit und Scheitern gibt.

In Erziehungsfragen rund um das Internet scheiden sich die Geister. Zwei Positionen stellt das Buch exemplarisch zur Disposition. Sie haben die Wahl. Wirklich?
Veröffentlichen Sie keinerlei persönliche Meinungen, Fotos, Interessen oder Vorlieben im Internet. Egal, was Sie öffentlich im Netz tun, es wird irgendwann Nachteile für Sie haben. Oder aber Sie befolgen den zweiten Ratschlag: Erziehen Sie Ihre Kinder zu starken und eigenständigen Persönlichkeiten, die kritisch denken können und ihre eigene Meinung haben. Haben Sie Ihre Wahl getroffen? Sie meinen, diese Ratschläge markieren Extreme? Möglich. Das tatsächliche Verhalten online wird irgendwo am Mittelweg liegen. Die Eltern bei dieser Aufgabe alleine zu lassen wäre unfair: „Angesichts der Herausforderung durch die elektronischen Medien muss sich die Schule verstärkt dem Auftrag stellen, an der Heranbildung kommunikationsfähiger und urteilsfähiger Menschen mitzuwirken, die Kreativität und die Freude an eigenen Schöpfungen anzuregen.“*)

Das Buch „Netzgemüse, Aufzucht und Pflege der Generation Internet“ ist ein gelungenes Handbuch, das Eltern dazu einlädt, das Internet gemeinsam mit ihren Kindern zu entdecken. Eine Empfehlung – unbedingt auch für Pädagoginnen und Pädagogen –, denn die digitalen Medien sind für unsere Kinder keine Technologien, sondern Lebensraum und Kultur.

*) Vgl. Grundsatzerlass  für Medienerziehung, gültig für alle österreichischen Schulen und in allen Fächern

Rezensiert von Renate Holubek, mediamanual.at

In Kooperation mit
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