Leitfaden No-Blame-Approach

1. Schritt: Gespräch mit dem/der Mobbing-Betroffenen

  • Small Talk, Beziehung aufbauen
  • Beobachtungen mitteilen
    Zum Beispiel: Ich habe wahrgenommen, dass du öfters alleine... Ich sehe dich gar nicht mehr mit den anderen... Deine Mutter (Klassenlehrer_in, ...) macht sich Sorgen...
  • Behutsam nachfragen
    Zum Beispiel: Wie geht es dir? Kommst du gerne in die Schule? Fühlst du dich hier wohl?
  • Ermutigung geben und Einverständnis für Veränderung der Situation einholen
    Zum Beispiel: Die Situation ist nicht schön. Möchtest du, dass sich das ändert? Ich denke, ich kann dir helfen. Möchtest du das?
  • Vorgehen schildern: In knapper Form das geplante Vorgehen skizzieren
    Wichtig ist es zuzusichern, dass niemand in Schwierigkeiten kommen wird. Da es bei dieser Methode keine Bestrafungen, Beschimpfungen oder negative Konsequenzen für die Täter_innen gibt, muss der/die Betroffene sich nicht fürchten, als "Petze" dazustehen.
  • Potentielle Unterstützer_innen erfragen
    Zum Beispiel: Wer ist deine Freundin? Wen hättest du gern als Freund? Wen magst du in deiner Klasse (sozial kompetente Schüler_innen)?
  • Akteur_innen des Mobbing erfragen
    Zum Beispiel: Wer macht dir Schwierigkeiten (Hauptakteur_in)? Wer ist noch dabei? Wer gehört noch dazu (Mitläufer_innen)?

Bevor das Gespräch beendet wird, sollte mit dem/der Schüler_in abgesprochen werden, was vertraulich bleiben soll und nicht weitererzählt werden darf. Abschließend wird festgelegt, wann das nächste Treffen stattfindet. Es wird zugesichert, dass der/die Schüler_in jederzeit Kontakt aufnehmen kann, wenn er/sie das möchte.

2. Schritt: Gespräch in der Unterstützergruppe

Die Unterstützergruppe soll aus 6-8 Kindern bestehen. Täter _in und Mitläufer_innen sind dabei, sowie sozial kompetente und möglichst beliebte Schüler_innen, die sich nicht direkt am Mobbing beteiligen. Das Gespräch findet in Abwesenheit des schikanierten Kindes statt.

  • Small Talk und Einstieg
    Zum Beispiel: Schön, dass ihr gekommen seid. Was habt ihr gerade im Unterricht durchgenommen?
  • Problemschilderung
    Zum Beispiel: Ihr habt euch sicherlich gefragt, wieso ich euch zu diesem Treffen eingeladen habe ... X geht es nicht gut. X ist/hat ...
    Wichtig: Es wird nicht erzählt, was konkret vorgefallen ist und wer beteiligt war, etc.
  • Persönliche Betroffenheit ausdrücken
    Zum Beispiel: Ich bin erschrocken darüber, dass jemand nicht mehr gerne in unsere Schule kommt, weil er/sie Angst haben muss, dass ihm/ihr etwas passiert oder er/sie ausgeschlossen wird.
  • Verantwortung teilen: Ansprache der Gruppe als Helferexpert_innen
    Zum Beispiel: Ich habe euch angesprochen, weil ich überzeugt bin, dass ihr genau die Richtigen seid, die mir helfen können. Ich habe den Anspruch, dass die Schule ein sicherer Ort ist, wo jeder hinkommen kann. Ich denke, wir alle sind dafür verantwortlich, dass das auch gelingt. Dazu kann jeder beitragen. Daher habe ich euch eingeladen, um mit euch gemeinsam zu überlegen, was wir tun können, damit X wieder gern in die Schule kommt.
  • Bei gegenseitigen Schuldzuweisungen
    Zum Beispiel: Es geht mir nicht darum herauszufinden, wer was gemacht hat, sondern nur darum, wie wir dabei helfen können, dass X wieder gern in die Schule kommt. Das ist mir wichtig. Und darum habe ich euch eingeladen.
  • Vorschläge und Ideen sammeln und auf Flipchart visualisieren
    Welche Ideen habt ihr, X zu unterstützen, wieder gerne zur Schule zu kommen? Was kannst du "Name" tun, damit es X leichter fällt, zur Schule zu kommen? (Mit ihm/ihr spielen, Eis essen gehen, Radiergummi ausleihen, zu ihm/ihr setzen, Pause verbringen, in Mathe helfen, abholen, etc.)
  • Ideen auf Flipchart visualisieren und Namen in Klammern hinzufügen
  • Abschluss mit Vereinbarung zum Nachgespräch (8 bis 14 Tage)
  • Verantwortung an Gruppe geben
    Zum Beispiel: Ich vertraue darauf, dass ihr mich unterstützt und sich etwas ändern wird.
  • Einzelgespräche ankündigen
    Zum Beispiel: Um zu sehen, wie sich die Situation entwickelt hat, treffen wir uns in ca. zwei Wochen wieder.

3. Schritt: Nachbereitung

Nach ein bis zwei Woche spricht man mit allen beteiligten Schüler_innen einzeln - auch mit dem Opfer - und erkundigt sich, wie sich die Dinge entwickelt haben. Viel Anerkennung aussprechen. Dann der Klasse für die neue Situation danken und Respekt vor der sozialen Leistung zum Ausdruck bringen.

Quelle und Linktipp: www.no-blame-approach.de 

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