Theorien der Fotografie. Zur Einführung.

  • AutorInnen: Peter Geimer
  • Junius Verlag / Hamburg / 2011
  • Fachgebiet:
  • Medienbildung
  • Zusatzinformationen:
  • 3. verbesserte Auflage

Rezension:

Das Buch ist kompakt - was Format und Inhalt betrifft - und ich denke das ist wichtig, denn seine Mobilitätstauglichkeit ist für die aktive Nutzung relevant. Auf jeder der 200 Seiten stecken 1-2 Denkanstöße, um in das Alltagsphänomen Fotografie gedanklich tief einzutauchen - oder zeitweise auch inspiriert abzutriften.
Eines vorweg: Im Buch über Fotografie gibt es so gut wie keine Bilder (Bilder im Kopf können jedoch durchaus entstehen) und die verschiedenen theoretischen Zugänge, Ausführungen und Perspektiven stammen großteils nicht von FotopraktikerInnen (sprich Fotograf/innen).
Ich hab das Theorien-Buch aus meiner persönlichen Praxisperspektive als hyperaktive Fotografin und aktive Fotoworkshoperin gelesen und kommentiere es nun auch aus dieser Position heraus.

Es geht um Theorien (also Plural) der Fotografie und da wundert es nicht, dass sich manche Erklärungskonzepte widersprechen - andere ergänzen und einige isoliert in der Gedankenwelt rumstehen und darauf warten von jemandem aufgegriffen und in eine Alltagswelt eingefügt zu werden. Und genau das macht den Spaß beim Lesen des Buches aus - das Aufgreifen von Aspekten aus Theorien und das Verknüpfen mit aktuellen Kontexten oder persönlichen Erfahrungen:
„Das Selfie-Phänomen im Spiegel der Theorie der Momentaufnahme. Ich-Beziehungen zwischen Entstehungs- und Betrachtungsdauer“ - das wär doch mal einen Artikel wert? Oder besser eine Reflexionsfrage bei einem Fotoworkshop! Oder beides.

Aus einer Theorieperspektive ist das Foto „fixierte Zeit“ - eine andere Theorie besagt, dass  „Zeit“ unmöglich in einer Fotografie erhalten bleibt - beide Erklärungskonzepte haben überzeugende Argumente, haben damit beide auch Recht? Die fotografische Bilderflut und Reproduzierbarkeit wird von den einen Denker/innen als Verlust, von den anderen als Bedeutungsgewinn empfunden. Aus einem Blickwinkel ist Fotografie Kunst, aus einem anderen definitiv Nicht-Kunst. Einerseits ist sie (objektive) Wirklichkeit andererseits hat sie mit Wirklichkeit nichts zu tun, da Fotografie die Wirklichkeit verändert oder gar selbst erschafft. Wirklichkeitstreue versus Wirk(lichkeits)macht - wieder so eine schöne Reflexionsfrage für Medienpraxisprojekte in der Realität!

Die vielen verschiedenen, kompakten Theoriekonstrukte im Buch aktivieren das Selber-Denken - das macht das Lesen einerseits interessant, andererseits aber auch anstrengend. Und so komme ich zurück auf die anfangs erwähnte mobilitätsfreundliche Kompaktheit der Publikation. Die Buchinhalte können damit alltagsbegleitend Denkanreize und Einsichten liefern und zum Thema Fotografie tages(licht)spezifisch unterschiedlich erhellend wirken.

Und dann wäre da noch die Sache mit den Bildern, die nicht von Menschenhand gemacht werden… darüber kann man auch in den „Theorien der Fotografie“ nachlesen - oder man macht sich eigene Gedanken dazu!

Rezensiert von Klaudia Mattern, New-Media-Pädagogin, e-skills.at

In Kooperation mit
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