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Streit oder Stress mit den Eltern oder einem Elternteil hat wohl jeder schon mal erlebt. Auch mit einem Lehrer oder einer Lehrerin kann man mal Konflikte haben.
Hier findest du Ideen und Tipps, wie du damit umgehen kannst.
Inhalt:
Stress mit Eltern
Es kommt in den besten Familien vor: Meinungsverschiedenheiten, Krach, Geschrei und Türenknallen. Jede*r glaubt, im Recht zu sein. Warum ist das so?
Oftmals beginnen Streitereien dann, wenn du immer selbständiger wirst und selbst über dein Leben entscheiden möchtest. Deine Eltern (oder ein Elternteil) hingegen möchten dich beschützen und erlauben dir nicht alles, was du dir wünschst. Für beide Seiten ist dieser sogenannte "Ablösungsprozess" manchmal ein Kampf und schwierig zu ertragen.
Ein paar Strategien können dir helfen:
- Wenn du dir etwas wünschst, sammle Argumente, um deine Eltern zu überzeugen. Du kennst deine Eltern am besten und weißt, worauf sie besonders Wert legen.
- Versuche, mit deinen Eltern zu verhandeln. Zum Beispiel: Eine Stunde länger bei deiner Freundin, dafür hilfst du deinem kleinen Bruder bei den Aufgaben. Oder: Bis 22 Uhr freie Handy-Zeit, dafür machst du am Abend den Abwasch. Überleg dir also bei Dingen, die dir wichtig sind, was du im Gegenzug anbieten könntest.
- Zeig deinen Eltern, dass sie sich auf dich verlassen können. Halte dich an Vereinbarungen und melde dich frühzeitig, wenn du sie aus irgendeinem Grund nicht einhalten kannst. Je mehr sie dir vertrauen, desto mehr werden sie dir erlauben.
- Manchmal hast du vielleicht den Eindruck, die schlimmsten und strengsten Eltern zu haben. Alle anderen scheinen viel mehr Freiheiten zu haben, als du. Dann hilft es, genauer hin zu schauen. Rede mal im Vertrauen mit deinen Freund*innen, was für Regeln bei ihnen gelten. Oder besuche sie zu Hause, da bekommt man auch nochmal ein anderes Bild.
- Wenn sich Streitereien immer um dieselben Themen drehen, kann es hilfreich sein, externe Personen beizuziehen - zum Beispiel eine Tante oder ein Freund der Eltern, dem du vertraust. Auch ein*e Freund*in von dir, den/die deine Eltern gern mögen, kann dich unterstützen. So erhält man nochmal eine neue Sichtweise und meistens sind die Eltern dann eher bereit, Kompromisse einzugehen.
Wenn du jemandem brauchst, mit dem du über deine Probleme zu Hause reden kannst, gibt es dafür auch Beratungsstellen.
Es gibt Familien, in denen die oben genannten Strategien nicht helfen, weil Grenzen überschritten wurden, die über einen Streit hinaus gehen. Zum Beispiel dann, wenn Eltern körperliche oder psychische Gewalt anwenden. Wenn du geschlagen wirst oder deine Eltern dich ständig beschimpfen, dich schlecht machen und deine Privatsphäre nicht akzeptieren, dann braucht es andere Schritte. Ist das bei dir der Fall, lies hier weiter: Gewalt in der Familie
Stress mit einem*einer Lehrer*in
Liegt man mit einer Lehrperson im Streit oder fühlt sich von ihr abgelehnt, ist das besonders mühsam. Der*die Lehrer*in hat im Normalfall die bessere Position und kann einem das Leben richtig schwer machen.
Was also kannst du tun?
- Suche wenn möglich als erstes ein Gespräch unter vier Augen, z. B. am Ende einer Schulstunde oder in einer längeren Pause. Erkläre deine Sichtweise möglichst ruhig und auch, wie es dir geht, wenn er/sie dich so behandelt. Das braucht etwas Mut, aber die Chance besteht, dass sich die Situation dadurch verbessert oder der Konflikt sich klären lässt. Und sonst hast du es zumindest versucht.
- Ist ein Gespräch unter vier Augen nicht möglich oder hat kein Ergebnis gebracht, ziehe weitere Personen hinzu - zum Beispiel den*die Vertrauenslehrer*in, eine andere Lehrkraft, der du vertraust, deine Eltern oder auch die Schulleitung.
- Kenne deine Rechte. Je nachdem, um welchen Vorfall sich der Streit dreht, ist es wichtig zu wissen, ob die Lehrperson ein Recht verletzt hat (z. B. darf ein*eine Lehrer*in dich nicht mit Gegenständen bewerfen). In einem solchen Fall wendest du dich direkt an die Schulleitung. Hier findest du das Schulunterrichtsgesetz.
- Manchmal kann es helfen, sich mit Klassenkamerad*innen zusammen zu tun. Allerdings besteht dabei auch die Gefahr, dass sich der*die Lehrer*in erst recht provoziert fühlt. Du kannst aber auf jeden Fall deine Klassenkamerad*innen nach ihrer Wahrnehmung und Meinung fragen. Das kann dir Mut geben, Dinge anzusprechen.
- Wenn dich eine Lehrperson über eine längere Zeit schikaniert, abwertet und dich bloß stellt, ist das Mobbing. In diesem Fall ist es wichtig, sich Hilfe von außen zu suchen. Niemand muss Mobbing ertragen. Führe ein "Mobbing-Tagebuch", wo du alles, was passiert und gesagt wird, ganz genau und mit Datum auflistest. Damit gehst du zur Schulleitung. Wende dich für Unterstützung und Begleitung an die Vertrauenslehrperson, Schulsozialarbeit, Schulpsycholog*in, Schularzt*Schulärztin, Schülervertreter*innen, deine Eltern oder jemand anderen, dem du vertraust.
Wenn du mit jemand ganz anderem über deine Situation sprechen möchtest, gibt es auch Beratungsstellen.
Letzte Aktualisierung: September 2024