Reden hilft!
Eltern können ihre Kinder vor den Nachrichten nicht bewahren, und sie sollten sie nicht mit Ängsten und Fantasien allein lassen. Reden hilft – auch wenn wir angesichts der furchtbaren Ereignisse sprachlos sind.
Den WIENXTRA-Online Vortrag "Wie mit Kindern über Terror und Gewalt reden? Tipps für den Umgang mit Ängsten" vom 6.11.2020 (Referent_in: Mag.a Ph.Dr.in Barbara Gawel, Pädagogin, Psychotherapeutin) gibt es bald hier zum Nachhören.
Nichtwissen macht Angst
Etwas Schreckliches ist passiert, die Nachrichten sind voll davon, die Erwachsenen reden darüber. Viele Erwachsene sind mit dem Eindruck konfrontiert, dass alles immer schlimmer wird und die Welt aus den Fugen gerät. Auch das bleibt Kindern nicht verborgen. Um ihnen Unterstützung zu geben, helfen Ehrlichkeit und Einordnung.
Sie können ruhig zugeben: Ja, es sind viele schreckliche Sachen passiert. Hinzufügen sollten Sie aber: Nachrichten berichten immer, wenn etwas Besonderes geschieht. Nachrichten zeigen also nicht, wie die Welt ist. Sie zeigen, was in der Welt an Außergewöhnlichem passiert.
An den meisten Orten der Erde passiert die meiste Zeit über gar nichts. Das kommt dann nur nicht in den Nachrichten vor. Rücken Sie das Geschehen ein wenig aus dem Zentrum: Ja, es ist schrecklich, aber es sind nicht alle überall betroffen.
Wenn Ihr Kind nach Details fragt, erzählen Sie welche
Ohne grausame Details, ohne Sensationslust: Jemand hat in der Stadt angefangen zu schießen. Die allermeisten Menschen konnten sich retten, einige leider nicht. Damit machen Sie klar, dass tatsächlich etwas Grausames passiert ist.
Je nach Alter wird Ihr Kind Details wissen wollen. Der Rat von Ansbert Kneip, Leiter des Kindernachrichtenmagazins "Dein SPIEGEL":
Erzählen Sie welche. Damit können Sie einerseits die Neugierde befriedigen und das Bedürfnis, über den Fall zu sprechen. Und Sie können - andererseits - versuchen, die Fantasie in eine Richtung zu steuern. Zum Beispiel: Erzählen Sie, dass sehr viel Polizei vor Ort war, dass die U-Bahn geschlossen wurde, damit der Täter nicht wegfahren konnte.
Verwirrung und falsche Informationen
Sie können berichten, dass die Polizei dachte, es wären mehrere Täter unterwegs und versuchen zu erklären wie Fehlinformationen entstehen: Es haben so viele Menschen bei der Polizei angerufen und von dem Täter erzählt, dass die Polizei glaubte, es wären mehr als einer.
Wer aufgeregt bei der Polizei anruft, kann den Täter oft gar nicht richtig beschreiben. Sie können Ihr Kind fragen, ob es jemanden gut beschreiben könnte, den es nur ganz kurz gesehen hat. Dass es am Anfang Verwirrung gibt, ist völlig klar.
Warum tun Menschen so etwas?
Bleibt die Frage nach dem Motiv: Warum tun Menschen so etwas? Ein Amokläufer kann krank sein. Ein Terrorist will Schrecken verbreiten und glaubt, dass er ins Paradies kommt. Das sind natürlich keine befriedigenden Antworten, aber man darf vor Kindern ruhig zugeben, dass man keine Erklärung hat.
Dieser Text ist eine Kurzfassung eines Beitrags von Ansbert Kneip:
https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/tipps-so-reden-sie-mit-kindern-ueber-gewalt-und-terror-a-1104434.html; Aufruf am 3.11.20, 8:36
Ansbert Kneip, 54, leitet seit 2009 das Kindernachrichtenmagazin Dein SPIEGEL. Das Heft erscheint monatlich und richtet sich an Kinder zwischen 9 und 13 Jahren. "Dein SPIEGEL" erklärt die Nachrichten aus der Erwachsenenwelt für Kinder. Dabei geht es immer wieder um schwierige Themen: Fukushima, Syrien, Eurokrise, Terror. Aber natürlich auch um Spaß: Basteln, Rätseln, fremde Länder, Spannendes aus Wissenschaft und Tierwelt.
Zum Weiterlesen
Das Krisen-Interventionsteam des Samariterbundes München hat ein Merkblatt mit Informationen und Empfehlungen zusammengestellt, das Eltern dabei helfen soll, mit ihren Kinder über Terroranschläge zu sprechen: https://asb.de/news/archiv/terroranschlaege-wie-spreche-ich-darueber-mit-kindern
Sich Hilfe holen
Tauchen Fragen oder Ängste auf, die ihr selbst nicht gut beantworten oder beruhigen könnt, dann bekommt ihr hier Hilfe und Beratung:
Rat auf Draht
Telefonische, Chat und Online-Beratung für Kinder, Jugendliche und deren Bezugspersonen
Tel. 147, rund um die Uhr, kostenlos, auf Wunsch anonym
Gebührenfreie Notrufnummer
Telefonseelsorge
Telefonische und Online-Beratung
Tel. 142, rund um die Uhr, kostenlos, anonym
Gebührenfreie Notrufnummer
Helpline - Psychologische Hilfe bei Krisen
Tel. 01-504 80 00, Mo bis Do 9:00-13:00, kostenlos, anonym
Auch via E-Mail helpline@psychologiehilft.at
Kinder- und Jugendhilfe der Stadt Wien
Tel. 01-4000-8011, Mo bis Fr 8:00-18:00, kostenlos, anonym
Unsere Seite Rat und Hilfe. Recherchetipps hilft euch bei der Suche nach passenden Angeboten aus den Bereichen Familienberatung, Erziehungstipps, Psychologie, Psychotherapie u.a.m.