Home Recording - dein Low Budget Studio

Gute Nachrichten: Die Zeiten, in denen gute Aufnahmen teuer und nur für wenige leistbar waren, sind längst vorbei! Mit der richtigen Ausrüstung und ein wenig technischem Wissen kann heute jede_r super Aufnahmen machen. Nur was braucht's dafür? Wir haben euch hier einen kleinen Guide zusammengestellt, der euch beim Aufbau eines eigenen kleinen Studios helfen soll.

Das wichtigste Gerät für dein Studio ist ein Rechner.
Ob du einen Standrechner verwendest oder einen Laptop ist völlig egal. So gut wie jeder Laptop verfügt über genügend Leistung um alle gängigen Programme zum Aufnehmen darüber laufen zu lassen. 
Trotzdem ist das Abreiten mit einem guten Computer einfach bequemer. Daher zahlt es sich aus, bevor du dir einen Rechner zulegst, die Technik dahinter zu checken.

  • Der Prozessor verarbeitet Befehle, das heißt mit einem schnelleren Prozessor erledigt der Rechner Aufgaben schneller. Allerdings sind richtig schnelle Prozessoren teuer und gerade wenn du beginnst, dein Setup aufzubauen genügt ein mittelmäßig schneller Prozessor vollkommen. Online findest du viele Listen mit Prozessor-Vergleichen auf denen aktuelle Modelle verglichen werden.
  • Im Arbeitsspeicher (RAM) werden Daten, die ständig gebraucht werden zwischengespeichert. Bei Musikproduktionen können das zB. Samples sein. Je besser die Aufnahmequalität und je mehr Spuren aufgenommen werden, desto mehr Arbeitsspeicher wird benötigt. Wieviel RAM es wirklich braucht hängt also davon ab, was du planst. 8GB RAM sind für den Anfang allerdings ein guter Richtwert.
  • Bei Audioaufnahmen fallen große Datenmengen an. Deshalb ist eine schnelle Festplatte mit genügend Speicherplatz wichtig. Es gibt zwei Arten von Festplatten: SSD und HDD. SSDs funktionieren mit Chips und sind daher klein, schnell und leise. Bei HDDs werden die Daten mechanisch auf eine kleine Platte geschrieben. Dadurch sind diese Festplatten größer, langsamer und lauter als SSDs, allerdings sind sie gleichzeitig viel billiger und mit mehr Speicherplatz erhältlich.
  • Die Grafikkarte ist für Audioaufnahmen nicht besonders wichtig. Du solltest nur darauf achten, dass sie über einen eigenen Arbeitsspeicher verfügt, damit sie dir beim Aufnehmen keinen wertvollen Arbeitsspeicherplatz wegnimmt.

Um Instrumente oder Stimmen aufzunehmen brauchst du eine externe Soundkarte (auch Interface genannt), denn die meisten Computer haben die benötigten Anschlüsse, um ein Mikrofon anzustecken, nicht. Für erste Projekte, oder um einfach eine Stereoaufnahme im Proberaum zu machen, reicht eine kleine Soundkarte mit zwei Eingängen (Inputs) und zwei Ausgängen (Outputs). Das heißt du kannst dann gleichzeitig zwei Quellen aufnehmen.
Wenn du die Soundkarte an den Rechner anschließt, brauchst du möglicherweise noch ein extra Programm, damit die Karte vom Rechner erkannt wird. Dieses Programm, den Treiber (Driver), findest du meist kostenlos online zum Download. 

Es gibt auch Mischpulte, die du mit einem USB-Kabel an deinen Computer anschließen kannst, damit hast du quasi zwei Geräte in einem - ein Mischpult für Konzerte und zum Proben und gleichzeitig eine Soundkarte zum Aufnehmen deiner Musik.

Du hast einen Rechner und eine Soundkarte? Super!
Jetzt brauchst du noch ein Programm um deine Musik aufzunehmen oder zu programmieren. Die Programme, die für Aufnahmen und zum Programmieren von Musik verwendet werden nennt man DAW - das ist die Abkürzung für Digital Audio Workstation.
Hier macht es Sinn, dass du dir überlegst, welche Art von Musik du aufnehmen oder produzieren willst. Mit jeder DAW kannst du Audio in höchster Qualität aufnehmen. Allerdings hat jedes Programm seine eigenen Stärken und Schwächen und eignet sich unterschiedlich gut für unterschiedliche Anwendungen.
Hier eine kleine Übersicht über die bekanntesten DAWs:

  • Pro Tools: das Standardprogramm der meisten Studios, super für Audioaufnahmen und Audiobearbeitung
  • Logic: läuft nur auf Mac, wird ebenfalls in sehr vielen Studios verwendet, Logic eignet sich gut für Aufnahmen und zum Beats programmieren
  • Ableton: super zum Programmieren, für Beats und Elektronik, wird auch live sehr viel verwendet
  • Reason: ebenso sehr gut geeignet zum unkomplizierten Programmieren von Synthesizer-Sounds
  • Reaper: relativ billige DAW, sehr übersichtlich aufgebaut, verfügt über keine eigenen Software-Instrumente
  • Cubase: ähnlich wie Pro Tools und Logic, sehr einfach zu bedienen
  • FL Studio: wird hauptsächlich von Hip-Hop und EDM-Produzent_innen verwendet

Die meisten DAWs sind ziemlich teuer, deshalb haben wir noch eine Liste mit gratis DAWs zusammengestellt. Ein paar dieser Gratisprogramme sind reduzierte Versionen oder Demoversionen von bekannten Programmen, aber für kleinere Produktionen oder Aufnahmen im Proberaum voll ausreichend.

  • Waveform Free: eine sehr flexible DAW, offen für alle Betriebssysteme 
  • Pro Tools | First: ist eine reduzierte Version von Pro Tools mit weniger Effekten und Funktionen - man kann z.B. nur 4 Spuren gleichzeitig und 16 Spuren insgesamt aufnehmen. Man muss ein Avid-Nutzerkonto (Avid = die Firma, die Pro Tools entwickelt hat) anlegen um die Software verwenden zu können.
  • Ableton Live Lite: erhält man häufig gemeinsam mit MIDI-Keyboards, Interfaces oder anderer Hardware, funktioniert wie alle anderen Ableton-Versionen, nur mit etwas weniger Funktionen.
  • Garage Band: läuft nur auf Mac, Garage Band ist sowas wie Logic-Light, mit weniger Funktionen, aber trotzdem sehr flexibel für erste Aufnahmen
  • Cakewalk by Bandlab: eine weitere Gratis-Software, man braucht ein Bandlab-Konto um das Programm zu verwenden, läuft nur auf Windows
  • Audacity: sehr einfach zu bedienen, für größere Projekte ungeeignet, für schnelle Stereoaufnahmen im Proberaum oder Audiobearbeitung aber ausreichend  

Nichts ist beim Aufnehmen so nah an der Schallquelle dran wie das Mikrofon, daher ist es wichtig zu wissen, welches Mikrofon für welchen Zweck geeignet ist. Ein gutes Mikrofon kann dir deine Aufnahmen aufs nächste Level heben.
Jedes Mikro hat andere Eigenschaften und verändert den Sound auf seine Art und Weise, wie also das passende finden?

Gleich vorneweg: du kannst mit jedem Mikro aufnehmen und mit so gut wie jedem Mikrofon lassen sich gute Ergebnisse erzielen. Trotzdem schadet es nicht, darüber Bescheid zu wissen, welche Arten von Mikrofonen es gibt und wie sie sich unterscheiden.

Die zwei gängigsten Bauarten von Mikrofonen sind Kondensator- und dynamische Mikrofone. Kondensatormikros sind sensibel und nehmen viele Details auf. Durch die Sensibilität nehmen sie allerdings auch schnell Hintergrundgeräusche auf, was heißt, dass du in einer extrem ruhigen Umgebung aufnehmen musst. Außerdem benötigen sie Strom um zu funktionieren. Manche Mikros werden über ein Netzteil mit Strom versorgt. Andere Modelle über das Mischpult oder die Soundkarte. Diese Art der Stromversorgung nennt sich Phantom Power. Du findest auf so gut wie jeder Soundkarte und auf jedem Mischpult einen Knopf, um diese zu aktivieren (oft auch einfach mit 48V beschriftet).
Die Gegenstücke zu Kondensatormikros sind dynamische Mikrofone. Diese sind stabiler, billiger und widerstandsfähiger gegenüber lauten Schallquellen, dafür nicht so klar und detailreich. Dynamische Mikrofone funktionieren auch ohne eine externe Stromquelle und werden oft bei extrem lauten Schallquellen verwendet, bei denen es nicht so auf die Details ankommt - wie zB. laute, verzerrte Gitarren, eine Snare- oder eine Kickdrum.
Egal ob dynamisch oder mit Kondensator, fast alle professionellen Mikros brauchen ein XLR-Kabel um sie irgendwo anzuschließen. Es gibt allerdings auch Mikrofone, die du direkt per USB mit deinem Rechner verbinden kannst. Der große Vorteil: du brauchst keine Soundkarte um Aufnahmen zu machen. Der große Nachteil: es ist viel unflexibler, weil du es nur mit einem Rechner verwenden kannst, was es für den Liveeinsatz oder wenn du dein Studio erweitern möchtest, unpraktischer macht. 

Bevor du dir ein Mikro zulegst, versuche ein paar Modelle zu testen. Vor allem bei Stimmaufnahmen macht das Mikrofon einen riesigen Unterschied - ein Mikro das für die Stimme von jemand anderem passt muss noch lange nicht für deine Stimme passen, was Empfehlungen immer sehr schwierig macht. Viele Instrumentenhändler bieten dir auch die Möglichkeit, unterschiedliche Mikros mit Kopfhörern zu testen. 

Was sind Monitorboxen? Monitorboxen sind einfach Lautsprecherboxen, die für den Betrieb in einem Studio ausgelegt sind. Die meisten Boxen, die man so im Alltag verwendet, ganz egal ob Bluetooth-Boxen oder die Boxen von der Stereoanlage, geben Musik mit verändertem Sound wieder - z.B. mit besonders fettem Bass.
Im Studio geht es allerdings nicht darum, möglichst fett klingende Lautsprecher zu haben. Es ist wichtig, dass du alles möglichst neutral und detailliert hörst. So fallen dir Fehler, Brummgeräusche oder ein schwacher Sound schneller auf und du kannst die Probleme gut und effektiv beheben.
Bei Monitorboxen unterscheidet man zwischen aktiven und passiven Monitoren. Die meisten sind aktiv. Das heißt, dass sie einen integrierten Verstärker haben, aber Strom brauchen um zu funktionieren. Das spart dir im Gegensatz zu passiven Boxen Platz und die Qual der Wahl, einen passenden Verstärker zu finden. 
Wenn du dich dazu entscheidest, dir Monitore zu kaufen, nimm dir Zeit, lass dich beraten, lies dir Testberichte durch und hör dir in Ruhe an, wie unterschiedliche Modelle den Sound verändern.

Man kann natürlich auch mit allen anderen Arten von Boxen mischen und es gibt viele Techniker_innen, denen auch mit Kopfhörern großartige Mixes gelingen. Dafür braucht es einiges an Übung, aber es ist durchaus möglich.

Gute Kopfhörer können dir das Leben beim Aufnehmen und Mischen um einiges leichter machen. Im Studio werden verschieden Arten von Kopfhörern verwendet, je nachdem wofür sie gebraucht werden.

Offene Kopfhörer liegen auf den Ohren auf. Das heißt, du hörst, was um dich herum passiert und die Umgebung bekommt auch mit, was du hörst. Diese Art von Kopfhörern eignet sich gut zum Mischen und zum Abhören von Audio - z.B. während dem Bearbeiten von Spuren. Da es ohnehin Sinn macht in ruhiger Umgebung zu arbeiten, damit du dich ganz auf den Sound konzentrieren kannst, werden dich auch keine Umgebungsgeräusche stören. Wenn du allerdings Gesang aufnehmen möchtest, solltest du keine offenen Kopfhörer verwenden. Durch die offene Bauart passiert es sehr schnell, dass der Sound aus den Kopfhörern auch auf der Gesangsspur zu hören ist.
Für solche Situationen sind geschlossene Kopfhörer sehr praktisch. Diese umschließen die Ohren komplett, wodurch du ohne Probleme aufnehmen kannst, weil draußen nichts oder nur sehr wenig zu hören ist. Auch für DJs, die in lauter Umgebung auflegen, sind geschlossene Modelle richtig praktisch. Zum Mischen eignen sich geschlossene Kopfhörer allerdings weniger gut, da sie meistens nicht so klar und räumlich klingen wie offene, bei denen sich der Sound gut entwickeln kann.

Was ebenfalls wichtig ist, ist die Bequemlichkeit der Kopfhörer. Immerhin trägt man sie schnell mal für längere Zeit und da ist es richtig nervig wenn die Kopfhörer drücken oder es darunter zu heiß wird. Die offene Variante ist definitiv bequemer, da mehr Luft ans Ohr kommt und man sie auch als Brillenträger_in gut länger tragen kann ohne dass sie zu drücken beginnen.

Halboffene Kopfhörer sind ein Kompromiss aus den beiden oben genannten Varianten. Es gibt relativ wenige Kopfhörer dieser Bauart, da offene Kopfhörer doch räumlicher und klarer klingen und geschlossene Kopfhörer besser isolieren.
Wenn man es sich nicht leisten kann, zwei "spezialisierte" Kopfhörer zu kaufen, machen halboffene Kopfhörer als Allroundmodelle allerdings schon sehr viel Sinn.

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